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Warum die Tabakkonzerne den Staat dazu auffordern

Rauchen ist längst nicht mehr cool, wie es einst war. Seit die E-Zigarette den Markt erobert hat, scheint das Dampfen inzwischen cooler zu sein. Es ist nicht nur gesünder, sondern lockt auch mit einem niedrigeren Preis. Studien sprechen dafür, dass ein Besiegen der Nikotinsucht mit ihr möglich ist.

Der Tabakmarkt ist im Wandel. Seit dem Erfolg der elektrischen Zigarette hat er sich noch mehr verändert, denn sie ist eine echte Alternative für Raucher geworden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass auch die Tabakkonzerne sich nun mit der E-Zigarette auseinandersetzen müssen. Doch statt selbst in den neuen Markt einzusteigen, sorgen kuriose Forderungen für Schlagzeilen.

Ein Manager, der nach einer Besteuerung der E-Zigarette ruft, hat in den letzten Wochen für Aufregungen gesorgt.

Haben die Tabakkonzerne Angst? Soll damit der Erfolg gestoppt werden?

 

Die Forderungen: Regelungen für die E-Zigarette

Die Seltenheit ließ alle Medien darüber berichten, denn nicht jeden Tag ruft ein Firmenchef nach Steuern. Doch Werner Barth, der Deutschlandchef von Philip Morris, hatte genau das im November 2014 getan. Er fordert, dass die E-Zigarette auch mit der Tabaksteuer belegt werden sollte.

Philip Morris Germany ist das führende Tabakunternehmen Deutschlands. Seine Hauptzigarettenmarken sind „Marlboro“, „L&M“, „Chesterfield“ und „f6“. Rund 2400 Mitarbeiter sind der Verwaltungszentrale in München und in den Produktionsstätten in Dresden und Berlin beschäftigt.

Bisher werden auf E-Zigaretten nur 19 Prozent Mehrwertsteuer erhoben. Zigaretten werden zusätzlich mit der Tabaksteuer versehen.

Bei den herkömmlichen Glimmstängel liegen die steuerlichen Abgaben daher etwa bei einem Drittel. Ebenso sollte es weitere Regulierungen für das elektrische Rauchen geben, fordert Barth.

Eine Altersgrenze beispielsweise. Auch die Dampfvariante sollte seiner Meinung nach nicht an Jugendliche unter 18 Jahre verkauft werden. Hat der Manager Angst um seine Umsätze, fragt sich da so mancher?

 

Die Zahlen: Rückgänge beim Tabak

Die Absatzzahlen der Tabakindustrie sind nachweislich rückläufig. Und das bereits seit rund 10 Jahren. Die Zahlen aus dem „Jahrbuch Sucht 2014“ sprechen eine deutliche Sprache.

Im Jahr 2013 sank der Absatz von Fertigzigaretten auf ein Allzeittief von 80 Millionen versteuerte Zigaretten, ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr von rund 2,6 Prozent.

Im Jahr 2000 wurden noch fast 140 Millionen Zigaretten verkauft.

Auch andere Tabakprodukte gehen immer schlechter über die Ladentheke: 6,2 Prozent weniger Zigarren und Zigarillos und 4,4 Prozent Tabakfeinschnitt gegenüber 2012. Zwar rauchen die Deutschen 220 Millionen Zigaretten täglich, doch das ist ebenfalls ein Negativrekord. Auch der rauchende Bevölkerungsanteil ist rückläufig: 33 Prozent der Männer und 27 Prozent der Damen zwischen 18 und 79 Jahren rauchen in Deutschland.

Nach Aussagen des Statistischen Bundesamtes ist der durchschnittliche Zigarettenkonsum seit 1991 um rund 55 Prozent gesunken. Im Vergleich zu 2003 bedeutet das ein Umsatzminus von 9 Milliarden Euro. Nicht nur strengere Antirauchgesetze, auch die E-Zigarette sehen Experten als Auslöser für diesen Rückgang. Deren Umsatz ist steigend, um etwa 50 Prozent allein von 2013 zu 2014.

 

Spekulationen und mögliche Entwicklungen:

Win-win-Situation erschaffen

Warum also eine Steuer auf die E-Zigarette? Böse Zungen könnten jetzt behaupten: Die Steuern könnten den bisherigen Erfolg der E-Zigarette stoppen und so die Umsatzzahlen des Tabakmarktes wieder stabilisieren. Mit einer Steuer verteuern sich die E-Zigaretten, die derzeit auch mit einem preislichen Vorteil Raucher zum Wechsel bewegen. Der Zigarettenumsatz wird in naher Zukunft zudem weiter gefährdet.

Die Einheitspackungen der neuen EU-Tabakrichtlinie lassen so manchem Konzernmanager den Angstschweiß auf die Stirn treten. Erste Zahlen aus Australien zeigen einen enormen Rückgang nach Einführung solcher Packungen mit schockierenden Bildern.

Andererseits könnte auch die Steuer den E-Zigaretten-Markt für die Tabakkonzerne interessanter werden lassen. Wenn der Staat mit verdient, wird er die Branche mit Gesetzen vielleicht weniger gefährden und eindeutiger regulieren. Die Riesen der Tabakbranche halten sich derzeit auf deutschem Boden alle Optionen offen. Hier scheint ihn der Markt noch zu klein, um bei den E-Zigaretten einzusteigen.

Doch dort, wo der Kuchen des E-Zigarettenabsatzes lohnenswert groß erscheint, springt so mancher Tabakkonzern auf den elektronischen Dampfzug auf. In England beispielsweise hat Philip Morris kleinere E-Zigaretten-Firmen aufgekauft. Dort herrschen klare Regelungen für die E-Zigarette seitens der Politik. Ebenso scheinen Japan und Amerika interessant für die Tabakriesen.

Eine Besteuerung der E-Zigarette könnte daher – rein spekulativ gesehen – für die führenden Tabakunternehmen eine Win-win-Situation erschaffen.

Bei besserer Regulierung wird der Markt für einen Einstieg interessant. Andererseits brauchen keine Investitionen getätigt werden, sollten die Steuern den elektrischen Dampf ersticken.

Somit klingt es nicht mehr ganz so verwunderlich, wenn ein Tabakmanager nach der Steuer für die E-Zigarette ruft. Doch eins ist in dieser spekulativen Aufstellung nicht einkalkuliert: Der Verbraucher und seine Gesundheit sind in dieser Rechnung nicht enthalten. Es ist zweifelhaft, ob dieser durch eine Steuer auf die E-Zigarette ebenfalls gewinnen würde.

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