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Wie erfolgreich ist die E-Zigarette? Auf diese einfache Frage scheint es in diesen Tagen mehrere Antworten zu geben. Je nachdem, wer die Frage beantwortet und aus welchem Blickwinkel die Innovation der letzten Jahre betrachtet wird. Ein Insider der Tabakindustrie ist sicherlich nicht vom Erfolg überzeugt, ein aktiver Dampfer, der mit ihr seine Sucht besiegen konnte, ist von der E-Zigarette begeistert. Auch Medienberichterstattungen scheint der Neugierige nicht mehr trauen zu können – eine Hetzkampagne gegen die E-Zigarette wird von den Befürwortern ihren Gegnern unterstellt. (Hier haben wir darüber berichtet.) Aber wie findet man nun heraus, wie die Realität ist? Ein Versuch wird in den folgenden Zeilen gestartet.

 

Unmögliche Objektivität

Es existieren Unmengen von Statistiken und inzwischen auch Studien, die sich um die E-Zigarette ranken. Um hier ein objektives Bild zu bekommen, müsste ein Review über all diese erstellt werden. Doch das wäre hochwissenschaftliche Arbeit und sprenge den Rahmen dieses Artikels. Zudem kommt, dass Ergebnisse immer auch unterschiedlich interpretiert werden könnten. Für die einen sind neun Prozent wenig, die anderen setzen diese in Relation und finden es viel. Eine vollständige objektive Sichtweise ist damit auch hier unmöglich. Dennoch sollen hier Statistiken, Umfragen und Studien aufgezeigt werden, die objektiv erscheinen. Die Interpretation sei dem Leser frei überlassen.

 

Was sagen Umsatzzahlen?

Sucht man auf der Anlaufstelle Nummer 1 in Sachen Statistiken – „statista.com“ – im Internet, fällt eins auf den ersten Blick auf: Nur wenige Statistiken sind frei erhältlich. Die meisten und vor allem die aktuellsten unter ihnen erfordern einen kostenpflichtigen Zugang. Den hat der Otto-normal-Verbraucher meist nicht. Daher landet er hier bei Umsatzzahlen von 2014. In dieser Statistik[1] wird aufgezeig:

 

  • Umsatz von E-Zigarette im Jahr 2010 fünf Millionen Euro
  • Umsatz von E-Zigaretten im Jahr 2011 100 Millionen Euro
  • Umsatz von E-Zigaretten im Jahr 2012 70 Millionen Euro
  • Umsatz von E-Zigaretten im Jahr 2013 100 Millionen Euro
  • Schätzungen für 2014 auf 150-200 Millionen
  • Schätzungen für 2019 auf 19 Milliarden Euro.

 

Wie werden Umfragen beantwortet?

Umfragen hingegen sind offener zugängig. So wurden hier[2] Nutzer eines E-Zigaretten-Portals (smok-e.de) befragt, ob und wie sie E-Zigarette und Tabak handhaben. Wie viele von 1000 Befragten haben den Absprung vom Glimmstängel mit der E-Zigarette geschafft? Die Ergebnisse der Nutzung der elektrischen Variante:

 

72,6 % ausschließlich E-Zigarette

7,8 % regelmäßig neben Zigaretten

6 % nur zum Ausprobieren

5,2 % noch gar nicht

1,5 % nur zu bestimmten Anlässen.

 

Studien und Forschungen zum Thema Erfolg

Als aussagekräftige Studie ist der Cochrane-Review[3] zu nennen, denn er vereint stellvertretend viele Studien und ihre Ergebnisse. Forscher der Cochrane Collaboration in London haben dazu 29 Studien auf Qualität und zwei Studien auf Quantität untersucht. Wichtigste Erkenntnis: Neun Prozent der E-Zigarettennutzer mit Nikotin konnten das Rauchen bis zu einem Jahr und länger sein lassen. Vier Prozent der Nutzer der elektrischen Variante konnten ohne Nikotin darin das Rauchen einstellen. Auch konnten mehr Raucher mittels E-Zigarette ihren Tabakkonsum halbieren als ohne dieses Hilfsmittel. Gegenüber dem Nikotinpflaster wurde ebenfalls ein Vergleich gezogen: Die E-Zigarette war in diesem Review erfolgreicher. (61 Prozent mit E-Zigarette zu 44 Prozent mit Pflaster).

 

Im August des Jahres hat nun auch die Gesundheitsagentur Public Health England (PHE) einen unabhängigen Expertenbericht[4] herausgebracht, in dem der E-Zigarette eine 95-prozentige Verbesserung gegenüber den Gesundheitsschäden von gewöhnlichen Zigaretten bescheinigt wird. Die Forscher hinter diesen Bericht besagen, dass Raucher fast alle Gesundheitsrisiken beseitigen, wenn sie auf die elektrische Dampfvariante umsteigen. Soweit die wissenschaftlichen Ergebnisse – doch es kommt auf die Interpretation an.

Interpretationen von unterschiedlichen Seiten

Umsatzzahlen und Umfragen werden kaum von Experten bewertet. Studien hingegen schon und eine Studien übergreifende Auswertung müsste doch erst recht beantworten, wie erfolgreich die E-Zigarette ist? Aber auch das hängt von den Interessen des Betrachters ab. So titelt eine Apothekerzeitung über die Studie: „Kleine Hilfe auf dem Weg zum Nichtraucher“. Ein Mediziner nutzt diesen Review, um die Ergebnisse als „nicht so ermutigend“ im Fernsehen dazustellen. Der ehemalige Chef des  „Verbands des eZigarettenhandels“ Dac Sprengel bezeichnet dies jedoch als „Erfolg“, der kein Zufall sei. Für ihn damit klar, dass das Produkt E-Zigarette „die beste Alternative zur Tabakzigarette“ sei. Eindeutig, oder? Die aktuellste Studie der PHE wird von Medien als Medien erste offizielle Bestätigung angesehen. Hier haben Experten sicher auch wieder eine andere Meinung.

 

Was ist nun Erfolg? Subjektive Wahrnehmung in der Realität

Also mal ehrlich: Wenn ich, Autorin dieses Textes, mich dann mal persönlich einbringen darf, so gehöre ich zu den begeisterten Dampfern, die mittels der E-Zigarette von der Nikotinsucht losgekommen ist. Unsagbar stolz, unendlich glücklich und endgültig befreit! Zahlreiche Experten behaupten, dass diese Erfolgschance gering sei. Bin ich denn nur ein Bruchteil von Prozenten? Eine von 9 Prozent? Wo würde ich denn in der Statistik stehen und welcher Experte erklärt an mir Erfolg und Misserfolg? (Wie die e-Zigarette mir geholfen hat und was sie für mich ist, erfahrt Ihr in dem Artikel “Zwischen Wissenschaft und Erfahrung: ein rauchfreier Artikel dank der E-Zigarette”.)

 

Wer wissen will, wie erfolgreich die E-Zigarette ist, sollte sich vielleicht von Statistiken und Zahlen abwenden. Denn diese können immer verdreht werden. Ich sehe die Realität einfach außerhalb von Statistiken und Zahlensammlungen. Denn: Wenn ich mich heute im Supermarkt an die Kasse stelle, finde ich plötzlich auch dort Einweg-Elektro-Zigaretten, Bausteine, Verdampfer, Akku und Co. Noch vor zwei Jahren war ich in Insider- oder Fachgeschäften auf der Suche nach meinen benötigten Komponenten und bestellte nach anstrengender Sucherei schließlich einfach im Internet. Heute müsste ich mich nur noch an die Kasse im Discounter oder an der Tankstelle anstellen und werde mit der Nase förmlich darauf gestoßen. Spricht das für einen Misserfolg der E-Zigarette? Wenn sie wirklich nur zu wenigen Prozentsätzen erfolgreich sein sollte, warum springt dann jeder Verkäufer mittlerweile auf den Zug auf? Ich denke, die Realität offenbart sich nur denjenigen, die mit offenen Augen und ohne Vorurteile durch die Welt gehen – auch beim wahren Erfolg der E-Zigarette.

 

 

[1]   http://de.statista.com/statistik/daten/studie/303409/umfrage/umsatz-mit-e-zigaretten-in-deutschland/

[2]   http://de.statista.com/statistik/daten/studie/422997/umfrage/umfrage-zum-vollstaendigen-oder-teilweisen-wechsel-zu-e-zigaretten-in-deutschland/

[3]   http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/14651858.CD010216.ppub2/abstract

[4]    https://www.gov.uk/government/news/e-cigarettes-around-95-less-harmful-than-tobacco-estimates-landmark-review

 

 

Bildquellen

https://pixabay.com/de/daumen-hoch-erfolg-erfolgreich-fan-794693/ Fotograf: geralt

https://pixabay.com/de/menschen-gruppe-personen-analyse-810030/ Fotograf geralt

https://pixabay.com/de/gesichter-silhouetten-scherenschnitt-64166/- Fotograf: Geralt

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